Einfach für den Trauernden da sein
So viele Ratschläge hören Trauernde gerade in der ersten Zeit ihrer Trauer, wenn sie viele Dinge organisieren müssen. In dieser Zeit aber haben Menschen in Trauer dafür selten ein Ohr. Sie müssen „funktionieren“, die Bestattung in Auftrag geben, viel Schriftverkehr führen. Da bleibt ihnen kaum Gelegenheit, sich ihrer Trauer zu widmen.
Erst nach dieser Phase kommen sie zur Ruhe und realisieren, was eigentlich passiert ist: Sie haben einen geliebten Menschen verloren, ihren Partner, ihr Kind, die Eltern oder eine gute Freundin. Die Trauer schlägt dann oft unvermittelt zu, es ist ein Gefühl, als würden sie den Boden unter ihren Füßen verlieren.
Und jetzt bräuchten sie die Hilfe ihrer Familie, ihrer Freunde und Bekannte – doch die haben sich in der Zwischenzeit oft zurückgezogen. Der Mensch in Trauer fühlt sich alleingelassen, ohne Zuspruch. Die Menschen um ihn herum wissen oft nicht, wie sie helfen können, was sie sagen oder tun könnten, um die Trauer zu erleichtern. So ziehen sie sich zurück. Und der Trauernde bleibt allein.
Moment: Geht das überhaupt, die Trauer erleichtern?
Ja, es geht. Die Trauer selbst kann ich einem Menschen in Trauer nicht abnehmen, ich kann die Dinge nicht ungeschehen machen. Der geliebte Mensch ist tot und bleibt es auch. Aber ich kann dem Trauernden beistehen, indem ich einfach für ihn da bin. Das muss nichts Besonderes sein, keine großen Worte sind dazu nötig. Es reicht, wenn ich signalisiere, dass ich „da“ bin. Ich muss nicht darauf warten, angerufen zu werden – ich kann selbst anrufen. Ich muss nicht darauf warten, besucht zu werden – ich kann selbst besuchen. Und wenn ich dann einfach nur neben ihm sitze und wir noch nicht einmal miteinander reden, sondern gemeinsam schweigen, dann ist das schon eine Hilfe, die fast alle Trauernden schätzen und dankbar annehmen. Das wird immer wieder in unseren Trauerchats gesagt.