Wie streicheln
Der Grabstein meines Mannes Gerhard war etwas vermoost und mit Saharastaub übersät.
Mit warmem Sodawasser, Bürste, Schwamm und Lappen machte ich mich auf den Weg, dies zu beheben.
Sorgfältig fing ich an einzuweichen, zu rubbeln und wischen, seitlich auch zu bürsten und an der silbernen Schrift war ich besonders vorsichtig mit einer weichen Kinderzahnbürste. Es ging alles so gut ab, besser als ich es mir vorstellte, und während der Arbeit hatte ich das Gefühl, „ich rasiere Gerhard“, bin dicht an seinem Kopf, schaue überall nach, ob es sauber und glatt ist, ein Guss mit der Kanne drüber, als ob man die Haare wäscht, um zum Schluss mit einem weichen Tuch alles abzutrocknen. Sauber und glänzend überließ ich ihn in meinem Gefühl, den Stein in echt, der warmen Sonne.
Sehr zufrieden und innerlich lächelnd ging ich heim, nicht ohne vorher das bunte Grab noch zu gießen. Selbstverständlich kam auch ein Eimerchen Kaffeesatz drauf, er liebte Kaffee – ich auch.
Margret Trojer