Christliche Gräber können nach Ablauf der Ruhezeit eingeebnet werden. Für jüdische Gräber ist diese Praxis streng verboten. Jedes Grab bleibt für die Ewigkeit bestehen. Auch der Grabstein wird nicht entfernt.
Dadurch ergibt sich aber auf vielen jüdischen Friedhöfen ein erheblicher Platzmangel, den die Juden dadurch umgehen, dass sie Verstorbene übereinander bestatten. Natürlich erst nach Ablauf einer gewissen Wartezeit, die sich von Friedhof zu Friedhof unterscheidet. Besonders auffällig wird dieser Platzmangel übrigens auf dem alten jüdischen Friedhof in Prag, der heute viele Touristen anzieht.
Grabgestaltung auf dem jüdischen Friedhof
Der jüdische Grundgedanke, dass im Tod alle Menschen gleich sind, spiegelte sich bis ins 18. Jahrhundert auch auf jüdischen Friedhöfen. Die Grabsteine der Verstorbenen waren schlicht gehalten und unterschieden sich nicht großartig voneinander. Erst danach sah man auch auf jüdischen Friedhöfen immer öfter prunkvolle Gräber. Insgesamt ist es aber noch immer so, dass jüdische Gräber auf den ersten Blick schlichter wirken als Gräber auf christlichen Friedhöfen.
Dieser Eindruck wird auch dadurch gefestigt, dass es auf jüdischen Friedhöfen und Gräbern keinen Blumenschmuck gibt. Auf jüdischen Friedhöfen lässt man die Gräber mit Gras und Efeu überwachsen. Als kleinen Gruß an den Verstorbenen legen Besucher jüdischer Gräber kleine Steine auf den Grabstein.
Regeln auf jüdischen Friedhöfen
Jüdische Friedhöfe in Deutschland sind am Sabbat - dem Samstag - meist geschlossen. Der jüdische Glaube verbietet auch Bestattungen am Sabbat.
Männer, die einen jüdischen Friedhof betreten, müssen eine Kopfbedeckung tragen, auch dann, wenn sie selbst keine Juden sind.
Ursprünglich wurden die Verstorbenen so beerdigt, dass ihre Körper gen Jerusalem ausgerichtet waren. Diese Praxis wurde allerdings im 18. Jahrhundert abgeschafft.
Berühmte jüdische Friedhöfe
Neben dem bereits erwähnten jüdischen Friedhof in Prag, ist auch der jüdische Friedhof in Berlin-Weißensee einen Besuch wert. Über den jüdischen Friedhof in Weißensee hat die Regisseurin Britta Wauer übrigens einen tollen Film mit dem Titel „Im Himmel, unter der Erde – der jüdische Friedhof Weißensee“ gedreht.
Er ist - gemessen an der Fläche - der größte jüdische Friedhof in Europa. Auf 42 Hektar befinden sich hier die Gräber für 115.000 Verstorbene, unter ihnen auch zahlreiche bekannte Persönlichkeiten, wie den Schriftsteller Stefan Heym oder den Pianisten Jeffrey Burns.
Geht man von der Zahl der Bestattungen aus, so ist der neue jüdische Friedhof im polnischen Lodz der größte Europas. Hier finden sich die Grabstätten von 180.000 verstorbenen Juden.