Ach hätte ich doch nur!
- Ich hätte etwas merken müssen
- Ich war vielleicht zu sehr mit mir selbst beschäftigt
- Wenn ich doch nur etwas geahnt hätte
- Ich habe seine Signale nicht ernst genommen
Das sind nur einige der Schuldvorwürfe, die sich Trauernde nach dem Suizid eines Angehörigen machen. Das Gefühl der Schuld kennt fast ausnahmslos jeder Trauernde, dessen lieber Mensch Suizid begangen hat.
Wir sprechen heute von Suizid. Früher nannte man es Selbstmord oder Freitod – beide Begriffe aber führen in die Irre, denn Mord steht für die Tötung eines anderen Menschen aus niederen Beweggründen und Freitod klingt, als habe der Mensch eine freie Willensentscheidung getroffen. Das trifft auf Menschen, die so verzweifelt sind, dass sie Suizid begehen, sicherlich nicht zu.
Experten sind sich immer noch uneinig, ob Suizid generell aus einer Krankheit heraus getroffen wird. Faktum ist aber: Suizid zeigt immer das Ergebnis einer schweren psychischen Krise. Der Mensch, der Suizid begeht, weiß einfach nicht mehr weiter und kann sich nicht im Geringsten vorstellen, dass es für seine Lebenssituation jemals eine Besserung geben wird. Es wird kein anderer Ausweg gesehen. Er möchte seinen Angehörigen nicht weh tun, er liebt sie – aber er kann einfach nicht mehr.
Zusätzlich zu den Schuldgefühlen, die sehr lange andauern können, treten oft auch Gefühle wie Wut, Zorn, Ärger auf – Wut auf den Menschen, der Suizid begangen hat. Diese Gefühle dürfen sein, sie gehören oft zur Trauer und brauchen nicht zu ängstigen, denn sie sind nur die Äußerung von Liebe.
Ich habe Dich so sehr geliebt, wie konntest Du mich nur verlassen!
Die Trauer nach einem Suizid ist meist eine sehr lange Phase in Ihrem Leben. Es gibt keine „Anleitung“, wie nach einem Suizid getrauert werden sollte. Jede Trauer ist so individuell wie der Trauernde selbst. Jede Trauer verläuft anders.
Wichtig für Trauernde ist, dass sie jemanden finden, mit dem sie darüber sprechen können. Mit anderen Trauenden in einer Trauergruppe oder in unserem Trauerchat. Dort müssen sie nicht erst erklären, um was es geht, welche Gefühle und Gedanken sie haben – die anderen Trauernden verstehen es und kennen es aus eigenem Erleben.