Gudrun Pausewang

* 03.03.1928 in Mladkov
† 23.01.2020 in Bamberg

Angelegt am 31.01.2020
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Über den Trauerfall (5)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Gudrun Pausewang, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

Gudrun Pausewang

31.01.2020 um 10:33 Uhr von Redaktion

Gudrun Pausewang (* 3. März 1928 in Mladkov (Wichstadtl), Tschechoslowakei; † 23. Januar 2020 bei Bamberg; Ehename Gudrun Wilcke) war eine deutsche Schriftstellerin. Sie schrieb vor allem Kinder- und Jugendliteratur. Zu ihren bekanntesten Büchern gehören Die Not der Familie Caldera (1977), Die letzten Kinder von Schewenborn (1983) und Die Wolke (1987). 2017 wurde Pausewang mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis für ihr Gesamtwerk ausgezeichnet.

Leben

31.01.2020 um 10:32 Uhr von Redaktion

Als älteste Tochter eines Landwirts wuchs Gudrun Pausewang mit fünf Geschwistern, darunter die spätere Autorin Freya Pausewang, in Ostböhmen auf. Nach der Grundschule besuchte sie ein Mädchengymnasium. Ihr Vater fiel im Zweiten Weltkrieg, als sie 15 Jahre alt war. Nach Kriegsende floh sie mit ihrer Familie nach Westdeutschland. In Wiesbaden ging sie weiter zur Schule und absolvierte 1948 das Abitur. Danach studierte sie am Pädagogischen Institut in Weilburg an der Lahn und unterrichtete dann als Grund- und Hauptschullehrerin.

 

Ab 1956 lehrte sie fünf Jahre an Deutschen Schulen in Chile und zweieinhalb Jahre in Venezuela. Sie bereiste in dieser Zeit Mittel-, Nord- und Südamerika, unter anderem das Amazonasgebiet, Feuerland, Peru, Bolivien, Kolumbien und Mexiko.

 

 

Bundesministerin Katarina Barley mit Gudrun Pausewang bei der Preisverleihung zum Deutschen Jugendliteraturpreis 2017

Ende 1963 ging sie zurück nach Deutschland, studierte Germanistik und war als Lehrerin an einer Grundschule beschäftigt. Vier Jahre später ging sie mit ihrem Mann Hermann Wilcke nach Kolumbien, wo sie fünf Jahre an der Deutschen Schule Barranquilla unterrichtete. 1972 kehrte sie mit ihrem damals zweijährigen Sohn endgültig nach Deutschland zurück und lebte bis 2016 im hessischen Schlitz. Diese Kleinstadt wurde später Ort der Handlung ihrer Werke Die letzten Kinder von Schewenborn und Die Wolke. Bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 1989 arbeitete sie dort als Lehrerin. Einer ihrer Schüler war der spätere Journalist und Kunsthändler und jetzige Rowohlt-Verleger Florian Illies. Seit 2016 lebte sie in einem Seniorenheim bei Bamberg.

 

Für Die Wolke erhielt Pausewang 1988 den Deutschen Jugendliteraturpreis, 2017 erhielt sie den Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für ihr Lebenswerk. 1998 promovierte sie an der Universität Frankfurt am Main mit ihrer Dissertation Vergessene Jugendschriftsteller der Erich-Kästner-Generation.

 

Gudrun Pausewang starb am 23. Januar 2020 in der Nähe von Bamberg im Alter von 91 Jahren.

Werk

31.01.2020 um 10:31 Uhr von Redaktion

Während der ersten zehn Jahre ihrer Schriftstellertätigkeit schrieb Pausewang nur Bücher für Erwachsene, später auch für Kinder und Jugendliche. Sie beschäftigte sich mit Problemen der Dritten Welt, auf die sie in Südamerika aufmerksam wurde. Außerdem setzte sie sich für Frieden und Umweltschutz ein und warnte vor der Nutzung von Atomenergie und vor neonazistischen Tendenzen. 1989 ging sie als Lehrerin in Ruhestand und widmete sich seitdem ganz dem Schreiben und Lesungen in Schulen, Büchereien und Buchhandlungen.

 

Pausewang hat nach eigenen Angaben mehr als 100 Bücher veröffentlicht, die sich häufig um die Themen Frieden und Umweltschutz drehen und von denen mehrere mit Preisen ausgezeichnet wurden. Die Gesamtauflage ihrer Bücher betrug zum Zeitpunkt ihres Todes etwa 5 Millionen. Im Zeitgeist der Friedens- und Ökologiebewegung der 1980er-Jahre geschrieben, bezieht sie in ihren Büchern eine klare und deutliche politische Stellung. So wurden Die letzten Kinder von Schewenborn oder auch Der Aufstieg und Untergang der Insel Delfina zu Kultbüchern für die Anti-Atomkraft-Bewegung und für die Generation der Aussteiger in den frühen 80er-Jahren. Kritiker halten dagegen gerade diese Positionierung für überzeichnet und einseitig. Seit Anfang der 1990er-Jahre schrieb Pausewang auch eine Reihe von Jugendbüchern zum Thema Nationalsozialismus, den sie als Jugendliche selbst erlebt und gelebt hatte, darunter 1997 auch eine Biographie des jungen Hitler.

 

Unter ihren Romanen und Kurzgeschichten befinden sich auch einige heitere Texte, wie etwa Aufstieg und Untergang der Insel Delfina oder Roller und Rosenkranz. Die vier erfolgreichsten Bücher Pausewangs sind:

 

Die Not der Familie Caldera (1977)

Die letzten Kinder von Schewenborn (1983)

Ich habe Hunger – ich habe Durst (1984)

Die Wolke (1987)

In dem Roman Die Wolke beschreibt die Autorin die Erlebnisse eines Strahlenopfers nach einem Super-GAU in einem deutschen Kernkraftwerk. Der Roman wurde nach der Verfilmung im Jahr 2006 ihr auflagenstärkstes Werk. Ausgehend von der Nuklearkatastrophe von Fukushima thematisierte Pausewang später erneut die Risiken der Nukleartechnologie in ihrem Roman Noch lange danach (2012).

Veröffentlichungen

31.01.2020 um 10:30 Uhr von Redaktion

Rio Amargo oder das Ende des Weges. DVA, Stuttgart 1959, DNB 453721745.

Der Weg nach Tongay, Erzählung, DVA, Stuttgart 1965, DNB 453721753; als Taschenbuch: dtv, München 1988, ISBN 3-423-10854-1.

Plaza Fortuna (1966) (Fortsetzungsroman ab 4. Dezember 1966: Plaza Fortuna. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 4. Dezember 1966, S. 6 (arbeiter-zeitung.at – das offene Online-Archiv – Digitalisat).)

Bolivianische Hochzeit (1968)

Südamerika aus erster Hand (1970) (als Herausgeberin)

Guadalupe (1970)

Die Entführung der Dona Agata (1971)

Hinterm Haus der Wassermann (1972)

Aufstieg und Untergang der Insel Delfina (1973)

Und dann kommt Emilio (1974)

Karneval und Karfreitag (1976)

Kunibert und Killewamba (1976)

Die Not der Familie Caldera (1977)

Auf einem langen Weg (1978)

Wie gewaltig kommt der Fluß daher (1978)

Der Streik der Dienstmädchen (1979)

Rosinkawiese (1980)

Ich habe Hunger, ich habe Durst (1981)

Die Freiheit des Ramon Acosta (1981)

Steckenbein und Steckenbeinchen (1982)

Frieden kommt nicht von allein (1982)

Die Prinzessin springt ins Heu (1982)

Die letzten Kinder von Schewenborn (1983) ISBN 3-473-58007-4

Kinderbesuch (1984)

Etwas läßt sich doch bewirken (1984)

Wer hat Angst vor Räuber Grapsch? (1984)

Das Sonnenfest (1985)

Friedens-Geschichten (1985)

Pepe Amado (1986)

Guten Tag, lieber Feind (1986)

Ein wilder Winter für Räuber Grapsch (1986)

Ich hab einen Freund in Leningrad. Grenzen überwinden (1986)

Die Wolke (1987)

Ein Eigenheim für Räuber Grapsch (1987)

Ich gebe nicht auf (1987)

Das Tor zum Garten der Zambranos (1988)

Kreuz und quer übers Meer (1988)

Der Großvater im Bollerwagen (1988)

Die Kinder in der Erde (1988)

Fern von der Rosinkawiese (1989)

Zwei hungrige Freunde (1989)

Die Koselmühle (1989)

Triller im Truseltal (1989)

Kreuzweg für die Schöpfung (1990)

Geliebte Rosinkawiese (1990)

Es ist doch alles grün (1991)

Wetten, daß Goethe den Wahnsinn verböte (1992)

Das große Buch vom Räuber Grapsch (1992)

Reise im August (1992)

Der Schlund (Roman, 1993)

Rotwengel-Saga (1993)

Das Ei auf Feuerland (1993)

Was ich dir noch sagen wollte (1993)

Die Kinder in den Bäumen (1994)

Der Glückbringer (Roman, 1995)

Der Weihnachtsmann im Kittchen (1995)

Die Seejungfrau in der Sardinenbüchse (1995)

König Midas mit den Eselsohren (1995)

Die Verräterin (Jugendliteratur, 1995)

Einfach abhauen (1996)

Wie es den Leuten von der Rosinkawiese nach dem Krieg erging (1996)

Wiedersehen mit Anna (1997)

Adi, Jugend eines Diktators (1997) ISBN 3-473-58151-8

Ich geb dir noch eine Chance, Gott! (1997)

Hörst du den Fluss, Elin? (1998)

Warum eigentlich nicht (1998)

Was wisst ihr denn von mir (1998)

Barfuß durch die große Stadt (1999)

Vergessene Schriftsteller der Erich Kästner-Generation (1999)

Hallo Vetter Quijote (1999)

Roller und Rosenkranz (2000)

Macht euch euren Krieg allein! (2000)

Du darfst nicht schreien (2000)

Tod einer Touristin (2000)

Oma, wie war Weihnachten früher? (2001)

Onkel Hugo und der Zauberer (2002)

Dort, wo zwei Monde scheinen (2002)

Und was mach ich? oder Der Traum vom Fliegen (2003)

Regine und der Medizinmann (2003)

Der Spinatvampir (2003)

Ich war dabei. Geschichten gegen das Vergessen (2004)

Überleben! (2005) ISBN 3-473-35254-3

Die Kinder- und Jugendliteratur des Nationalsozialismus als Instrument ideologischer Beeinflussung. Liedertexte – Erzählungen und Romane – Schulbücher – Zeitschriften – Bühnenwerke (2005), veröffentlicht unter dem Passnamen Gudrun Wilcke

Die Meute (2006)

Aufmüpfige Geschichten (2006)

Ärmer werden … na und! Denkanstöße nicht nur für junge Leute (2006)

Die Räuberschule (2007)

Erlaubter Humor im Nationalsozialismus (1933–1945) (2007)

Neues vom Räuber Grapsch (2008)

Ein wunderbarer Vater (2009)

Adi – Jugend eines Diktators (2009)

Pacrakontoj (Werktitel: Friedensgeschichten) (2009)

Omi, liebe Omi (2009)

Kinderbesuch (2009)

Die Oma im Drachenbauch und andere Omageschichten. Illustriert von Henning Löhlein, Gerstenberg, Hildesheim 2010, ISBN 978-3-8369-5275-0.

Au revoir, bis nach dem Krieg (1. Auflage, 2012)

Noch lange danach. Ravensburger, Ravensburg 2012, ISBN 978-3-473-40075-1 (40 Jahre nach einem Atomunfall, geschrieben unter dem Eindruck der schrecklichen Ereignisse in Fukushima).

Der einhändige Briefträger oder ein Herbst, ein Winter, ein Frühling, Ravensburger, Ravensburg 2015, ISBN 978-3-473-40121-5.

König Midas mit den Eselsohren. Illustriert von Angelika Kaufmann, Verlag Bibliothek der Provinz, Weitra 2015, ISBN 978-3-99028-504-6.

Der rote Wassermann (2015)

Sie folgten einem hellen Stern (2015)

Heldengedenken (2015)

Ehrungen und Auszeichnungen

31.01.2020 um 10:28 Uhr von Redaktion

1977: Buxtehuder Bulle für Die Not der Familie Caldera

1981: La vache qui lit für Ich habe Hunger – ich habe Durst

1981: Preis der Leseratten für Ich habe Hunger – ich habe Durst

1983: La vache qui lit für Die letzten Kinder von Schewenborn

1983: Buxtehuder Bulle für Die letzten Kinder von Schewenborn

1988: Deutscher Science Fiction Preis für Die Wolke

1988: Deutscher Jugendliteraturpreis für Die Wolke

1988: Kurd-Laßwitz-Preis für Die Wolke

1990: Bücherlöwe für Die Wolke

1998: George-Konell-Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden

1999: Heinrich-Wolgast-Preis für Hörst du den Fluß, Elin?

1999: Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland

2009: Eduard-Bernhard-Preis des BUND Hessen für Die Wolke

2009: Großer Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e.V. Volkach – Lebenswerk

2017: Deutscher Jugendliteraturpreis – Sonderpreis für das Lebenswerk

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