Über den Trauerfall (1)
Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Hannelore Hoger, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.
Hannelore Hoger
27.12.2024 um 08:36 Uhr von RedaktionHannelore Hoger
Hannelore Erika Hoger (* 20. August 1941 in Hamburg) ist eine deutsche Schauspielerin, Theaterregisseurin und Hörbuch- sowie Hörspielsprecherin. Bekannt geworden ist sie durch ihre Zusammenarbeit mit dem Regisseur Alexander Kluge und durch ihre Darstellung von sowohl resoluten als auch mitfühlenden Figuren wie der Fernsehkommissarin Bella Block, die sie von 1994 bis 2018 im ZDF spielte und die der Privatdetektivin Charlotte Burg in der 27-teiligen Krimiserie Die Drei, welche sie von 1996 bis 1997 verkörperte.
Privates
Hannelore Hogers Vater Leo Hoger war Schauspieler und Inspizient am Ohnsorg-Theater, ihre Mutter arbeitete zu Hause als Schneiderin. Hoger hat zwei Schwestern und einen Bruder. Mit 14 Jahren bekam sie am Theater ihres Vaters ihre erste größere Rolle, ein Jahr später stand ihr Entschluss fest, auch Schauspielerin zu werden. Einen häufig erwähnten ersten Bühnenauftritt im Alter von fünf Jahren bezeichnete Hoger jedoch in einem Interview als ein "Gerücht".
Aus einer Beziehung mit dem Schauspieler Norbert Ecker entstammt die gemeinsame Tochter Nina Hoger (* 1961), die ebenfalls den Schauspielberuf ergriff. Hannelore Hoger war viele Jahre mit dem Schriftsteller und Filmemacher Alexander Kluge liiert. Bis 2006 war sie sieben Jahre lang mit dem Philosophen, Schriftsteller und Pianisten Siegfried Gerlich zusammen.
Sie lebt in Hamburg-Othmarschen.
Karriere
Ausbildung und Theater
Hoger begann 1958 ihre Schauspielausbildung an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater. Seit 1961 stand sie in Ulm, Bremen, Stuttgart, Köln und Berlin auf der Bühne und von 1981 bis 1985 in Hamburg. Dort wurde ihre Zusammenarbeit mit Augusto Fernandes zu einer prägenden Erfahrung. Um ihre Fähigkeiten zu verbessern, nahm sie einige Male Unterricht bei Lee Strasberg. Besonders bekannt wurde sie durch ihre Arbeiten unter Intendant Kurt Hübner am Ulmer Theater und am Bremer Theater am Goetheplatz. Hervorzuheben ist dabei ihre Zusammenarbeit mit dem Regisseur Peter Zadek. Mit ihm ging sie 1972 auch ans Schauspielhaus Bochum.
Film und Fernsehen
1965 gab Hoger unter der Regie von Peter Beauvais in Tag für Tag in der Hauptrolle der Beatie Bryant ihr Filmdebüt. Sie arbeitete wiederholt mit dem Regisseur und Produzenten Alexander Kluge zusammen, der in seiner experimentellen Filmästhetik von den Schriften der Frankfurter Schule beeinflusst war, so in Die Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos (1968), Der große Verhau (1970), Willi Tobler und der Untergang der 6. Flotte (1972), Deutschland im Herbst (1977), Die Patriotin (1979) und Die Macht der Gefühle (1983).
Einem breiten Publikum wurde Hoger vor allem in der Rolle der Kriminalhauptkommissarin und späteren Pensionärin Bella Block, die sie von 1994 bis 2018 spielte, bekannt. Von 1996 bis 1997 übernahm sie als Privatdetektivin Charlotte Burg in der 27-teiligen Krimiserie Die Drei eine weitere Serienhauptrolle.
Im Fernsehen war sie etwa als Filmregisseurin Antonia Brückner an der Seite von Lisa Martinek, Christoph Waltz und Liselotte Pulver in Stephan Meyers Fernsehremake Die Zürcher Verlobung – Drehbuch zur Liebe (2007) zu sehen. 2008 spielte sie in dem Märchenfilm Das tapfere Schneiderlein die Rolle der Pflaumenmusbäuerin. 2009 besetzte sie Rainer Kaufmann in seinem Spielfilm Ellas Geheimnis in der Titelrolle. 2014 agierte sie als an vaskulärer Demenz erkrankte Lisbeth ‚Lissi Diercksen in der Tragikomödie Nichts für Feiglinge. In Richard Hubers Tragikomödie Lang lebe die Königin (2019/20) übernahm Hoger gemeinsam mit Gisela Schneeberger, Judy Winter, Iris Berben und Eva Mattes für ihre im April 2019 verstorbene Kollegin Hannelore Elsner die Szenen, die die schwerkranke Schauspielerin nicht mehr selbst abdrehen konnte, um den Film als Hommage an sie fertigzustellen.
Sie spielte auch in diversen Kinofilmen mit, u. a. 1997 in Helmut Dietls Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief, wo sie ihr komödiantisches Talent als Klatschreporterin Charlotte an der Seite von Mario Adorf zeigte und ebenso 2015 in Oskar Roehlers Tod den Hippies!! Es lebe der Punk als Mutter Gisela des von Tom Schilling dargestellten Protagonisten Robert Rother.
Theaterregie
Seit den 1980er Jahren inszeniert Hoger auch Theaterstücke wie etwa Kroetz’ Stallerhof am Schauspielhaus Bochum, 1986 Friedrich Hebbels Maria Magdalena am Staatstheater Darmstadt, Bernhards Am Ziel und 1989 am Theater in der Josefstadt Wedekinds Frühlings Erwachen.
"Sie ist rigide selbstbewußt, wohl nur schwer zu haben fürs weniger Attraktive (was sie, die sich als Ensemblespielerin versteht, heftig bestreitet), sie gilt als ‚schwierig‘, eine intelligente Diva. […] Als Schauspielerin ist die Hoger eine Entdeckerin, Verführerin, deren wache Neugier auf Figuren ansteckt. Anstiftet. […] Sie blieb als Regisseurin die erfindungsfreudige Beobachterin, die neugierige Entdeckerin, die sie als Schauspielerin war und ist, eine Phantasie freisetzende, anspornende Virtuosin des Schauspiel(er)handwerks."
– Eckhard Franke: Theater heute
Weitere Tätigkeiten
Ab 1990 spielte sie gemeinsam mit dem Schauspieler Dietmar Mues und dem Pianisten und Sänger Joachim Kuntzsch in unregelmäßigen Abständen in verschiedenen Städten das Programm Außen rot und innen … Ein Tucholsky-Abend, in dem drei Texte des Satirikers Kurt Tucholsky schauspielerisch aufbereitet wurden.
Seit Sommer 2005 treten Hannelore Hoger und ihre Tochter Nina Hoger zusammen mit dem Ensemble Noisten auf. Gelegentlich tritt sie mit ihrem früheren Lebensgefährten, dem Pianisten Siegfried Gerlich, mit verschiedenen Programmen auf.
Soziales Engagement
Ihre Popularität stellte Hoger in den Dienst für soziale Anliegen wie die Kampagne des BMFSFJ "Hinsehen. Handeln. Helfen!" gegen sexuelle Gewalt an Kindern von April 2004 bis Februar 2005. Hoger beteiligte sich 2003 auch an einer Aufklärungskampagne der Deutschen Krebshilfe für ein frühzeitiges Mammographie-Screening gegen Brustkrebs.
In ihrem Kommentar zum Jahreswechsel 2001/2002 wies sie darauf hin, dass die globale Marktwirtschaft täglich 24.000 Menschen das Leben kostete.
Seit 2007 ist sie Schirmherrin der Kampagne "Jede Oma zählt" der Hilfsorganisation Helpage Deutschland, mit der Unterstützer für Hilfsprojekte zu Gunsten alter Menschen in Entwicklungsländern gesucht werden.
Filmografie
Kino
1968: Die Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos
1970: Piggies
1970: Der große Verhau
1975: Eiszeit
1975: Die verlorene Ehre der Katharina Blum
1976: Der Gehülfe
1977: Heinrich
1978: Deutschland im Herbst
1979: Der Tag an dem Elvis nach Bremerhaven kam
1979: Die Patriotin
1983: Eisenhans
1983: Die Macht der Gefühle
1984: Super
1984: Tausend Augen
1986: Der Sommer des Samurai
1987: Jacob hinter der blauen Tür
1991: Lippels Traum
1997: Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief
1999: Straight Shooter
1999: Long Hello und Short Goodbye
2004: hamlet X
2010: Henri 4
2014: Ich will mich nicht künstlich aufregen
2014: Nachrichten vom großen Krieg 1914–1918
2015: Tod den Hippies!! Es lebe der Punk
2015: Heidi
Fernsehen
Fernsehfilme
1965: Tag für Tag
1965: Zeitsperre
1966: Wilhelm Tell
1969: Marija
1969: Leben und leben lassen
1969: Die unbezähmbare Leni Peickert
1970: Der Pott
1971: Eduard IV. – Der Krieg der Rosen, 2. Teil
1972: Willi Tobler und der Untergang der 6. Flotte
1972: Der Marquis von Keith
1973: Bauern, Bonzen und Bomben (Fünfteiler)
1973: Kleiner Mann – was nun?
1977: Die Geisel
1977: Mensch Mutter
1979: Max und Traudl
1979: Defekte
1980: Ein Mann fürs Leben
1982: Kraftprobe
1982: Die Frau im rosa Mantel
1982: Schlaflose Tage
1983: Der Groß-Cophta
1990: Marleneken (Zweiteiler)
1991: Kollege Otto
1992: Tandem
1992: Die zweite Heimat – Chronik einer Jugend (Mehrteiler)
1994: Himmel und Hölle
1998: Nachspiel
1999: After Play
2000: Falsche Liebe – Die Internetfalle
2001: Vier Meerjungfrauen
2002: Pest – Die Rückkehr
2003: Weihnachten im September
2003: Wenn Weihnachten wahr wird
2004: Fiesta der Leidenschaft
2005: Hölle im Kopf
2006: Vier Meerjungfrauen II – Liebe a la carte
2007: Die Zürcher Verlobung – Drehbuch zur Liebe
2007: Die Katze
2007: Eine stürmische Bescherung
2008: Das tapfere Schneiderlein
2009: Pretty Mama
2009: Ellas Geheimnis
2009: Jeder Mensch braucht ein Geheimnis
2010: Mörderischer Besuch
2013: Charlotte Link – Das andere Kind (Zweiteiler)
2013: Uferlos
2014: Nichts für Feiglinge
2015: Frau Roggenschaubs Reise
2020: Lang lebe die Königin
2021: Zurück ans Meer
Fernsehserien und -reihen
1978: Notsignale (Folge Freddie Türkenkönig)
1978: Kläger und Beklagte (Folge Inschi darf nicht Meier heißen)
1979: Tatort: Mitternacht, oder kurz danach
1979: Tatort: Schweigegeld
1988: Dortmunder Roulette (sechs Folgen)
1988: Die Bertinis (fünf Folgen)
1989: Peter Strohm (Folge Damenopfer)
1991–1994: Der Alte (verschiedene Rollen, drei Folgen)
1991–1994: Derrick (verschiedene Rollen, drei Folgen)
1992: Tatort: Unversöhnlich
1994: Der König (Folge Auch Mörder müssen sterben)
1994–2018: Bella Block
1996–1997: Die Drei (27 Folgen)
2004: Um Himmels Willen (Folge Trojanisches Pferd)
2004: Der letzte Zeuge (Folge Anatomie des Herzens)
2005: Der Fahnder (Folge Familienbild)
2006: Commissario Laurenti – Die Toten vom Karst
2016–2018: Hotel Heidelberg
2016: Kramer gegen Kramer
2016: Kommen und Gehen
2016: Tag für Tag
2018: Kinder, Kinder!
2018: … Vater sein dagegen sehr
2019: … Wer sich ewig bindet
2021: Nord Nord Mord – Sievers und der schönste Tag
Hörspiele
1969: Anne Dorn: Lauter Luder – Regie: Hartmut Kirste (Hörspiel – SWF)
1997: Donna Leon: Venezianisches Finale – Regie: Hans Gerd Krogmann (Zweiteiliges Hörspiel – SDR/DLR/WDR)
2018: Die jungen Detektive Folge 4: Hannelore Lieblich – Regie: Laura Clever (Clever Production)
Hörbücher (Auswahl)
2001: Chronik der Gefühle von Alexander Kluge mit Beiträgen von A. Kluge und H. Hoger, Hörbuch Hamburg, 3 CDs, ISBN 3-934120-80-6
2002: Bella Ciao von Doris Gercke, Ullstein Hörverlag München, 4 CDs 288 Min., ISBN 3-550-09068-4
2003: Diese Zitrone hat noch viel Saft! von Lotti Huber, Hörkunst bei Kunstmann, 2 CDs, ISBN 3-88897-330-9
2003: In 40 Märchen um die Welt, Random House Audio, 4 CDs, ISBN 3-89830-311-X
2005: Vergiss nie, dass ich dich liebe von Elizabeth George, Starke Stimmen, Brigitte Hörbuch-Edition, Hamburg, ISBN 3-89830-976-2
2006: Gott schütze dieses Haus von Elizabeth George, ISBN 978-3-491-91274-8
2006: Der kleine Häwelmann – Eltern-Edition "Abenteuer Hören" von Theodor Storm, Random House Audio, ISBN 978-3-86604-060-1
2006: Ein Ort für die Ewigkeit von Val McDermid, Random House Audio, ISBN 978-3-86604-182-0
2008: Nein! Ich will keinen Seniorenteller! von Virginia Ironside, Random House Audio, ISBN 978-3-86604-694-8
2009: Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord von Fred Vargas, Random House Audio, 4 CDs, ISBN 3-8371-0087-1
2009: Und ich dachte, es sei Liebe von diverse, Der Audio Verlag, 2 CDs, ISBN 978-3-89813-551-1
2011: Babettes Fest Von Tania Blixen, Random House Audio, 2 CDs ungekürzt 110 Min., ISBN 978-3-8371-0877-4
2012: Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt von Virginia Ironside, Der Hörverlag, ISBN 978-3-86717-938-6
2015: Altes Land von Dörte Hansen, Random House Audio, 4 CDs (gekürzte Lesung), ISBN 978-3-8371-3089-8
2015: Ich stehe auf der Erde: dies ist mein Standpunkt von Robert Walser, Diogenes-Hörbuch, CD, ISBN 978-3-257-80355-6
2018: Mittagsstunde von Dörte Hansen, ungekürzte Lesung, 11 Std. und 31 Min., Random House Audio, Hamburg 2018, ISBN 978-3-8371-4278-5.
2018: Wortmaler. Robert Walser und Peter Dreher von Robert Walser, ausgewählte Texte, 3 CDs, Griot Hörbuch Verlag, Stuttgart, ISBN 978-3-95998-024-1
Hannelore Hoger liest die Commissario Brunetti-Romane von Donna Leon als Sprecherin, Der Hörverlag.
2021: Clarice Lispector: Hannelore Hoger liest Lispector ("Die Flucht" und andere Erzählungen), Random House Audio, ISBN 978-3-8371-5301-9
Auszeichnungen
Hoger bei der Einweihung ihres Sternes auf dem Boulevard der Stars in Berlin (2012)
1975: Schauspielerin des Jahres der Zeitschrift Theater heute
1987: Goldener Gong für ihre Darstellung in Die Bertinis
1989: Deutscher Darstellerpreis (Chaplin-Schuh)
1994: Adolf-Grimme-Preis für Bella Block (zusammen mit Max Färberböck)
1996: Goldener Löwe von RTL als Beste Schauspielerin für den Fernsehfilm "Liebestod" in der Reihe Bella Block
1996: Bayerischer Fernsehpreis in der Kategorie "Schauspielerin Fernsehspiel" für Bella Block
1998: Goldene Kamera als Beliebteste deutsche Kommissarin für Bella Block
2001: Helmut-Käutner-Preis der Stadt Düsseldorf
2001: Biermann-Ratjen-Medaille der Hansestadt Hamburg
2002: Robert-Geisendörfer-Preis, Sonderpreis der Jury "für ihre herausragenden Charakterdarstellungen"
2012: Grimme-Preis, Besondere Ehrung des Deutschen Volkshochschul-Verbandes
2012: Stern auf dem Boulevard der Stars
2013: Ehrenpreis des Hessischen Ministerpräsidenten für besondere Leistungen im Film- und TV-Bereich
2020: Otto-Mühlschlegel-Preis
Dokumentationen
Gero von Boehm begegnet: Hannelore Hoger. Deutschland, Gespräch, 2005, 45 Min., Produktion: 3sat, Erstsendung: 14. August 2005, von 3sat
Abgeschminkt: Hannelore Hoger. Dokumentation, Deutschland, 2002, 15 Min., Buch und Regie: Johanna Schickentanz, vom ZDFtheaterkanal
Hannelore Hoger – höchstpersönlich! Dokumentation, Deutschland, 1997, 30 Min., Regie: Christa Auch-Schwelk, Produktion: Radio Bremen, Erstsendung: 4. Juli 1997, von Radio Bremen
Autobiografie
Ohne Liebe trauern die Sterne. Bilder aus meinem Leben. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2017, ISBN 978-3-498-03034-6.